dieser raum eines klosters ist - im gegensatz zur kirche - für gewöhnlich allein der klösterlichen gemeinschaft vorbehalten. er ist sozusagen eine art privatkapelle. deren hauptzweck liegt jedoch nicht darin, den entsprechenden rahmen für die feier einer heiligen messe zu bieten; er ist vielmehr für die anderen liturgischen feiern vorgesehen, die den tagesrhythmus im klösterlichen leben bestimmen, also die stundengebete, zu denen sich die kommunität mindestens dreimal am tag versammelt, das gebet des rosenkranzes, die eucharistische anbetung - alleine oder in gemeinschaft - und das einzelgebet oder die meditation, während des tages, aber auch in der nacht.
beim stunden- oder chorgebet werden in gesprochener und gesungener form psalmen und schriftstellen der bibel im wechselgesang rezitiert und lesungen aus der heiligen schrift vorgetragen und darüber meditiert. die eucharistische anbetung stellt eine der intimsten formen des gebetes dar. daraus folgt, dass dieser versammlungsraum in erster linie dazu geeignet sein muss, innere sammlung und konzentration zu ermöglichen.
der raum im ausmaß von 60 m² ist im rohbau bereits vorhanden; er bietet 40 bis 50 personen platz. ihm anzuschließen sind geeignete, das heißt der öffentlichkeit nicht zugängliche wege zu den klausuren der schwestern und brüder sowie eine kleine sakristei.
das oratorium entspricht typologisch einem abschlussraum mit zentraler ausrichtung. die sitze sind in zwei gleich großen blöcken zu zwei reihen, deren hintere überhöht ist, in form von kniebänken angeordnet. sie stehen orthogonal zu einander, ihnen gegenüber liegen die sitze der leiter der religiösen feier und der tabernakel. boden- und deckengestaltung nehmen das motiv des bereits vorhandenen, eine apsis bildenden erkers auf und markieren in ihren kreisformen den mittelpunkt, in dem sich der diagonal gestellte altar befindet. farbig gefiltertes tageslicht fällt durch die drei bis zum boden reichenden apsisfenster in den raum. hauptaugenmerk wird der wandgestaltung in verbindung mit der kunstlichtführung geschenkt. den drei geraden wänden des raumes ist eine möglichst tiefe vorsatzschale vorgeblendet, die regelmäßig angeordnete, gleich große, quadratische, in zwei reihen übereinander liegende nischen enthält, die entlang der gesamten wände verlaufen. sie werden ausschließlich indirekt beleuchtet und bilden die tiefen rahmen für einen bilderzyklus religiösen Inhaltes. auch die deckenbeleuchtung erfolgt im wesentlichen indirekt - abgehängte runde deckenscheibe, versenkte lichtschienen entlang der wände.
der holzboden ist allseitig überdeutlich durch einen kiesstreifen von der wand abgerückt; dadurch ist man gezwungen, beim überschreiten der schwelle bewusst in ein gemeinsames boot zu steigen.